Eine Kurzgeschichte aus der Perspektive eines Verstorbenen.

Marc möchte nur schnell etwas einkaufen gehen, als ein Verrückter mit einer Pistole vor ihm herumfuchtelt. Ein kurzer, sinnloser Moment verändert sein Leben. Viele Jahre fällt es ihm schwer mit der neuen Situation klarzukommen, doch dann findet er einen Weg.

 

 

Leseprobe

 

 

Nervös und mit bedrückendem Gefühl stehe ich im Geschäft und klammer mich an meine Papiertüte, die ich fest in meinem Arm halte, mit den wenigen Lebensmitteln, die ich gerade eben erwarb. Ich wollte doch nur kurz etwas zu Essen kaufen, damit ich für meine Verlobte Jenny ein köstliches Essen zaubern kann. Und nun stehe ich hier mit einigen anderen Menschen und starre auf einen Verrückten der lachend mit einer Pistole vor uns umherfuchtelt.

Ich will mich nicht bewegen und traue mich auch nicht mit nur einer Wimper zu zucken, obwohl ich davon überzeugt bin, dass die Pistole nicht geladen ist. Er will uns damit nur einschüchtern.

Hoffentlich kommt bald Hilfe, die uns aus dieser Situation befreien kann. Ich verstehe nicht, warum er noch hier ist? Er hat doch schon alles erbeutet. Eine Frau beginnt leise zu weinen, verständlich in dieser bedrohlichen Lage.

Jede Minute dort kommt mir vor wie Stunden. So langsam gehen mir tausend Gedanken durch den Kopf. Hoffentlich komme ich hier heil hinaus, immerhin möchte ich in wenigen Tagen meine Liebste heiraten. Ich bin nur wenige Meter von der Tür entfernt, vielleicht könnte ich schnell hinausrennen, ohne, dass er schießt?

Ich könnte meine Tüte weit wegwerfen, sodass er ihr nachsieht und dann losrennen! Oder vielleicht sollte ich ihn dann lieber überwältigen? Ich bin doch nicht feige und renne einfach weg, allerdings will ich auch nichts riskieren.

Abwechselnd hält er die Waffe auf die verängstigten Leute. Als ich in den Lauf der Waffe sehe, schaue ich ihn kurz in sein Gesicht. In seinem Blick liegt der blanke Wahnsinn. Ich mache lieber doch nichts und stehe es aus. Er geht einige Schritte zurück und hält sie immer noch in meine Richtung. Ich schließe die Augen und denke an meine schöne Jenny. Gleich bin ich wieder bei dir.

***

Ein kurzer Knall schmerzt in meinen Ohren und eine Erschütterung lässt mich zusammenzucken. Die Leute beginnen zu schreien. Wurde der Irre endlich niedergestreckt? Vorsichtig öffne ich die Augen. Der Widerling steht leider immer noch da und krümmt sich vor Lachen. Wo ist meine Papiertüte? Ein Brennen zieht durch meinen Bauch und strahlt in den Rücken aus. Der Mann wirft mir seine Waffe vor die Füße und verschwindet durch die Tür. Ich sehe ihm nach und entdecke meine Mitstreiter, wie sie auf dem Boden niederknien. Langsam laufe ich zu ihnen. Jeder Schritt fühlt sich plötzlich so komisch an und die Schmerzen in meinem Unterleib werden unerträglich.

„Was ist passiert?“, frage ich sie.

„Wir müssen einen Arzt rufen, SCHNELL!“, kreischt die eine Frau hysterisch.

„Wo hat er ihn getroffen? Ich kann nirgends Blut sehen“, stellt ein Mann fest und kramt hektisch nach seinem Telefon.

„Wer hat wen getroffen? Ist jemand von euch verletzt?“, frage ich besorgt in die Menge und umfasse meinen Bauch. Ich verstehe nicht, woher der plötzliche Schmerz kommt und ziehe mein T-Shirt hoch. Ich begutachte meine Haut, doch ich kann nichts entdecken, das dieses furchtbare Gefühl auslöst.

Die Menschen beugen sich über Jemanden und verdecken mir so die Sicht. Meine Papiertüte liegt auf dem Boden und der Inhalt ist herausgefallen. Ich möchte alles aufsammeln, doch dann bricht Panik aus.

„Er hat keinen Herzschlag mehr! Wer kann Wiederbelebung?“, fragt die Frau laut und die meisten Menschen um sie herum stehen auf und laufen wirr durch das Geschäft.

„Ich kann es!“, sage ich und gehe zu ihr. Ich knie mich neben sie und halte immer noch meinen Bauch umschlossen. Ein Mann liegt am Boden. Komisch, er hat dieselben Sachen an wie ich. Ich bereite mich auf die Herzmassage vor, während die Frau noch Mund-zu-Mund-Beatmung macht und dabei sein Gesicht verdeckt.

„Ich habe es gelernt“, sagt eine männliche Stimme gegenüber von mir und legt seine Hände zuerst auf den Brustkorb.

 

 

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